Sonntag

Der innere Schweinehund beim Zumba

Immer lächeln: Zumba.
(Foto: Meridianspa)
ZUMBA, das ist keine geschlossene Abteilung für US-Betriebswirtschaftler, sondern ein Fitness-Tanz unterlegt mit Latino-Hip-Hop-Rhythmen. Klingt wie Spaß, denkt Tom. Auweia.

Ich bin ein Schweinehund. Und das war gut so. Bis mein Besitzer und Herrchen Tom mit dem Laufen anfing. Es folgten Flausen im Kopf und Blasen an den Füßen. Und Erlebnisse wie dieses hier.

„Ich dachte immer, mehr als völlig verrückt geht nicht!“, rufe ich verzweifelt. „Aber Zumba?!“ Denn man muss wissen: Herrchen als Tänzer, das ist wie Mount Rushmore als Schauspieler.

Tom versucht’s auf die einschmeichelnde Tour: „Marvin, sieh’s mal so: Hoher Frauenanteil, hautenge Wäsche, Hüftschwünge…“

„Okay, okay“, murmele ich. „Nichts wie hin.“

Wenn schon, denn schon, meint Tom und sucht für seine erste Zumba-Erfahrung gleich den Taj Mahal der Hamburger Fitness-Clubs auf. Im Loft Nr. 6 flutet der Sonnenschein durch bodentiefe Fenster aufs Parkett. Der Raum ist so groß wie eine Turnhalle. Wo keine Fenster sind, glänzen Spiegel.

Der Trainer und Vortänzer heißt Rico. Sein Lächeln hat mehr Watt, als Lance Armstrong treten kann. Nicht weniger als 57 Zumbies nehmen an dieser einstündigen Fitness-Party teil, davon 6 Männer. Alle verbreiten eine lockere und offene Atmosphäre. Kein Wunder: Die wissen ja auch noch nicht, welche Gefahren ihnen in Herrchen Nähe drohen.

Ohne viel Vorgeplänkel legt Rico los. Und schon hat Tom zwei Probleme: (i) Die Tanzbewegungen verstehen und (ii) die Bewegungen ausführen. Bei (i) ist er dem Geschehen meist mehrere Takte hinterher, bei (ii)… nun ja. Er meint ja immer, Laufen sei wie Tanzen durch die Natur. Hier zeigt sich allerdings, dass Laufen allein nicht die beste aller Grundlagen für ästhetisch anmutendes Zumba ist: Tom balzt übers Parkett wie ein Pinguin-Papa nach seiner ersten Coffeeshop-Dröhnung.

Leider macht das niemandem etwas aus, am wenigsten ihm, niemand verteilt hier A-Noten, Hauptsache man bewegt sich und hat Spaß dabei. Und langsam hat Tom immer mehr davon.

Je mehr der Schweiß strömt, desto mehr Lächeln blitzt durch die Gruppe. Schrecklich, diese gute Laune, das ist ja noch schlimmer als beim Laufen hier.

„Klasse, oder?“, fragt Tom, während er bei einem irrsinnigen Hüftwackeln den letzten Rest von Zurückhaltung in die Wüste schickt.

Himmel. Kann mir jemand bitte ein Schnitzmesser leihen? Anders werde ich dieses Grinsen wohl kaum aus seinem Gesicht entfernen können.

***
Deutlich abenteuerliche Abenteuer von Marvin im Buchhandel.

4 Kommentare:

  1. Gruppenzumba ist ja nicht so meins, dann doch lieber mit weniger Fremdschämen im heimischen Zimmerchen... Aber ja, die gute Laune lässt sich kaum verbergen, nur schlimm, wenn man selbst im Alltag weiter versucht mit der Hüfte zu wackeln. Da kommt Hundchen dann ganz schön ins Schwitzen.

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  2. Jaaa, Zumba bei Rico ist schon dolle! Aber anstrengend, puh! Nach einer Stunde hatte ich neulich eine ganz schöne leuchtende Birne... aber Spaß hats gemacht, obwohl ich als Neuling mit den Schritten ziemlich durcheinanderkam. Rico hat gemeint: Hauptsache, Ihr fühlt Euch gut! So wars!

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  3. Wer bei Rico ZUMBA macht, kriegt ein Dauergrinsen den ganzen Tag nicht aus dem Gesicht. Besseres Kardiotraining gibt es nicht. Alleine zu Hause tödlich langweilig. Am liebsten mit den anderen verrückten Zumbies bei Rico.

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  4. Das Dauergrinsen hört erst dann wieder auf, wenn der Muskelkater einsetzt...

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